Google Reader adé?

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Seit gestern hat Google nun tatsächlich begonnen, das neue Design auszuspielen und mE wichtige Funktionen des Google Readers abzuschalten. Ich denke, es wird nur einen Internetmoment dauern, bis etwas oder jemand die entstandene Lücke auffüllt, ob das Google selbst kann, mit Google+ ist mehr als zweifelhaft. Wahrscheinlich überschätze ich das auch, weil ich selbst davon betroffen bin, aber möglichweise will mir Google auch signalisieren, dass ich als Power-User nicht mehr so richtig erwünscht bin. Dann wäre es an der Zeit sich nach Alternativen umzuschauen. So es denn noch welche gibt.

Das scheint mir tatsächlich ein Problem zu sein: der Standalone-Feedreadermarkt ist nicht gerade ein umkämpftes Terrain, viel mehr eine Wüste samt Tumbleweed. Google Reader hat so ziemlich alles ausgetrocknet und wenn es noch gute Produkte gibt… dann synchronisieren sie die Feeds mit… genau: dem Google Reader.

Reeder sieht zumindest ansprechend aus.

Auf dem Mac ist der Platzhirsch in Sachen RSS-Reading noch recht jung und nebenbei das Kind einer iPad-App: Reeder für OS X bietet definitiv das schlickste Erscheinungsbild und die besten Funktionalitäten. Hier gilt allerdings auch: ohne Synchronisation mit dem Google Reader funktioniert das Programm nicht. Die Datenbank von Feeds lässt sich weder unabhängig nutzen, noch lassen sich neue Feeds per OPML importieren. Um mit Versionen auf dem iPhone oder iPad sychron zu sein, geht es natürlich auch nur mit einer zentralen Instanz, solange Reeder keine andere als die von Google bietet, stellt er keine echte Alternative dar. Hier kann man Google höchsten demonstrieren, dass man auf das Backend nie angewiesen war.

Werfen wir also einen Blick zurück in die Feedreader-Vergangenheit. Einst die feste Größe unter den Mac-Readern war NetNewsWire, das jedoch eine mehr als weniger traurige Geschichte der Ver- und Aufkäufe hinter sich gebracht hat und dabei ein wenig Glanz eingebüsst hat. Immerhin: es gibt ihn noch, inzwischen als Kostenlos-Version mit integrierter Werbung. NNW gibt es für Mac, iPad und iPhone, zwischen diesen Geräten würde jedoch per Google Reader synchronisiert. Dies lässt sich jedoch abschalten. Dafür ist der NNW nach wie vor der König des OPML-Exports, d.h. was man auf der Reader-Export-Seite herunterlädt kann man direkt in den NNW einfüttern. NNW ist solide, bietet die aus Mailprogrammen bekannte Ansicht mit drei Paneelen und bringt alle nötigen Features aus alten Tagen mit: bspw. ins Blog posten mithilfe von MarsEdit oder weiterleiten von Einträgen nach Delicious. Fühlt sich alles etwas angestaubt an.

Ebenfalls ein alter Bekannter auf dem Mac ist Vienna. Das Open-Source-Programm hat nie den Schritt zum Reader-Syncing gemacht, ist also das ideale Aussteigerprogramm. Vienna importiert OPMLs schnell, korrekt und mit allen Unterordnern. Genau wie NNW gibt es drei Paneele, links die Feeds, rechts oben Artikelüberschriften, darunter der ausgewählte Feeditem. Vienna ist mit dem Sharing ein wenig weiter vor als NNW und kann nicht nur zu Delicious, sondern ebenfalls zu Twitter, Facebook und Evernote sharen. Letzterer Dienst liesse sich übrigens als Ersatz für das Sharen im Google Reader nutzen, da dort User gemeinsame Notebooks befüttern können.

Unter Windows kannte ich eigentlich immer nur den FeedDemon, der eine ähnliche Verkaufs- und Rückkaufsgeschichte aufzuweisen hat wie NNW. Er synchronisiert aber, zumindest derzeit noch, auch mit Google Reader.

Zusammengefasst: nicht gerade ein Rosengarten. Google Reader war nicht nur der Defacto-Standard für das Teilen von Feedeinträgen mit einer bestimmbaren Gruppe von Nutzern, sondern ist ebenso der Standard für das Abgleichen von Feeddatenbanken und Leseständen über die verschiedenen Nutzungswelten hinweg, also Desktop, Tablet und mobile. Dies ist sicherlich eine der wichtigsten Funktionalitäten und gerade hier hält Google praktisch das monopol. Wollte man sich also von Google trennen (obwohl das Synchronisieren – zumindest derzeit – ja noch funktioniert), müsste man erst einmal einen Dienst finden, der eine derartige Synchronisation anbietet. Dann fehlen außerdem noch die Programme, die mit diesem Dienst arbeiten könnten. Hier wäre nun Platz für Innovation.

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